Sichtprüfung
Sichtprüfung

Sichtprüfung

Die Sichtprüfung (engl. Visual Testing) ist der erste Schritt zur Prüfung von geschweißten Baugruppen. Die Durchführung erfolgt unabhängig vom Material. Mit geschultem Auge werden Schweißnähte auf Unregelmäßigkeiten wie z. B. Poren, Kerben, Nahtdickenabweichungen, Bindefehler oder auf die Vollständigkeit der Nähte untersucht. Während der Sichtprüfung kann Ihnen ein Schweißnahtprüfer schon eine Einschätzung liefern, ob das Bauteil die Anforderungen erfüllt. Ist dies nicht der Fall, so kann sofort mit der Ausbesserung begonnen werden.

Abhängig vom Schweißprozess können verschiedene Unregelmäßigkeiten auftreten. So kommen bei dem MSG- oder E-Hand-Schweißen häufig Bindefehler vor. Beim WIG-Schweißen sind Einbrandkerben oder einfallende Wurzeln in Rohren Unregelmäßigkeiten, die außerhalb der Akzeptanz liegen. Es sei aber angemerkt, dass auftretende Unregelmäßigkeiten nicht automatisch bedeuten, dass das Bauteil die Prüfung nicht besteht. Der Begriff Unregelmäßigkeit weist nur auf eine Abweichung vom Idealzustand hin. Liegen das Bauteil und seine Schweißnähte innerhalb der vorher definierten Bewertungsgruppe, ist die Sichtprüfung bestanden.

Jedoch beinhaltet die Sichtprüfung nicht nur das Betrachten des Bauteils mit bloßem Auge. Unter Zuhilfenahme einer Lupe können kleinere Unregelmäßigkeiten detektiert werden. Ein weiteres typisches Hilfsmittel der Sichtprüfung ist das Endoskop. Damit ist es möglich, die Innenseiten von Rohren oder anderen Hohlprofilen zu betrachten und so schwer erreichbare Bereiche der Schweißnaht zu inspizieren. Das Endoskopieren hilft z. B. dabei, Aussagen über die Formierung von nichtrostenden Stählen in Rohrleitungen zu treffen. Wichtig ist dies vor allem bei Anlagen für die Lebensmittel- oder Pharmaindustrie. Zudem können voll durchgeschweißte Nähte auf die korrekte Verarbeitung kontrolliert werden.

Nach erfolgreichem Abschluss der Sichtprüfung können weitere zerstörungsfreie Prüfungen zur Ermittlung der Qualität einer Schweißnaht durchgeführt werden. Zur Untersuchung auf Unregelmäßigkeiten, die zur Oberfläche hin geöffnet sind, bietet sich die Farbeindringprüfung oder die Magnetpulverprüfung an.

Ihre Vorteile bei einer Zusammenarbeit mit mir im Überblick

  • Externe Schweißaufsicht und Sichtprüfer in einem
  • Schnelle Beurteilung geschweißter Komponenten und ggf. Anpassung der Schweißparameter vor Ort
  • Begleitung des Schweißpersonals inklusive gemeinsamer Auswertung
  • Reduzierte Personalkosten
  • Blick aus verschiedenen Perspektiven – Stichwort Betriebsblindheit
  • Immenser Erfahrungsschatz aus der ZfP und Schweißtechnik
  • Beurteilung von Lieferanten und deren Produkten

Wo wird die Sichtprüfung angewendet?

Die visuelle Prüfung wird bei der Warenausgangs- oder Wareneingangskontrolle angewendet. Auch im gesamten Fertigungsprozess wird die VT gern genutzt. Besonders vor, während und nach dem Schweißen ist die visuelle Inspektion ein hilfreiches Mittel, um frühzeitig Unregelmäßigkeiten zu erkennen und den Prozess zu stabilisieren bzw. Unregelmäßigkeiten entgegenzuwirken.

Doch nicht nur in der Fertigung ist die Sichtprüfung essentiell. Auch in der Instandhaltung, Reparatur oder aber der wiederkehrenden Prüfung ist die Sichtprüfung das erste Mittel, um Aussagen über den Zustand des jeweiligen Bauteils zu treffen. Zur Sichtprüfung gehört ebenfalls das beurteilen von Makro- bzw. Mikroschliffen. Zwar ist man damit aus der zerstörungsfreien Prüfung heraus, jedoch kann mit einfachen „Werkstattmethoden“ die Schweißnaht auf innere Unregelmäßigkeiten hin untersucht werden. Manche Normen bzw. Regelwerke schreiben eine sogenannte Arbeitsprobe (AP) sogar vor. Als Beispiel kann man hier die Norm im Schienenfahrzeugbau nennen. Aber auch vertraglich fordern einige Kunden Arbeitsproben. Für die interne Qualitätskontrolle ist es ebenfalls ein ausgezeichnetes Werkzeug.

Warum sollten Sie einen qualifizierten/zertifizierten Sichtprüfer engagieren?

Zwar steht in den meisten Normen bzw. Regelwerken geschrieben, dass eingewiesenes Personal für eine Sichtprüfung ausreichend ist, jedoch zeigt die praktische Erfahrung, dass dies nicht die gewünschten Effekte bewirkt. Bei der Werkerselbstkontrolle wird davon ausgegangen, dass der Schweißer (Werker) nach dem Schweißen seine Nähte selber bewertet. Wie das Ergebnis aussehen wird, können Sie sich denken. Aufkommende Betriebsblindheit sorgt zudem dafür, dass sich Wiederholungsfehler einschleichen, die gar nicht sein müssen.

Was hat es mit der Sichtprüfung vor und während des Schweißens auf sich?

Vor dem Schweißen wird geprüft, ob z. B. der Nahtöffnungswinkel, der Spalt und die Nahtreinigung korrekt ausgeführt worden sind. Denn nur mit einer ordentlich durchgeführten Nahtvorbereitung gelingt eine vernünftige Schweißnaht!

Während des Schweißens betreibt Ihr Schweißnahtprüfer oder die Schweißaufsichtsperson Kontrollen zwischen den einzelnen Schweißlagen. Nachdem die Wurzellage geschweißt und gereinigt worden ist, wird diese vor dem legen der ersten Zwischenlage ebenfalls einer Sichtprüfung unterzogen. Dabei können insbesondere Bindefehler oder gar Poren entdeckt werden. Ohne diese Zwischenlagenprüfung würden derartige Unregelmäßigkeiten von der folgenden Schweißlage überdeckt und später mit einer Ultraschallprüfung (UT) oder Röntgenprüfung (RT) ermittelt werden. Dies hat zur Folge, dass die Naht komplett entfernt und neu geschweißt werden muss. Anschließend wird diese neue Naht wieder mit UT oder RT geprüft. Im schlimmsten Fall entscheidet der Kunde, dass aufgrund der vorgefundenen Unregelmäßigkeiten weitere Nähte intensiver geprüft werden. Um diesen Aufwand zu vermeiden und gleich in der ersten Prüfung mit UT oder RT ein Ergebnis ohne unzulässige Unregelmäßigkeiten zu erhalten, bietet sich die Kontrolle mittels Sichtprüfung während des Schweißens an.

Welche sind die größten Hürden bei einer Sichtprüfung?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass in vielen Zeichnungen nicht die korrekte Norm genannt wird. Dann fehlt die Bewertungsgruppe. Ohne diese Angaben ist es schwer, überhaupt eine Aussage über die geschweißte Konstruktion zu treffen. Dies ist für Kunden- sowie Lieferantenseite eine wichtige Hürde, die zuallererst geklärt werden muss. Ohne konkrete Aussagen kann ein Projekt mitten im Lauf massiv ins Stocken geraten bzw. für beide Seiten zum Problem werden.

Die Zugänglichkeit einer Schweißnaht bestimmt den Aufwand, der bei der Prüfung betrieben werden muss. Wenn komplexe Bauteile entstehen, kann es sein, dass eine Schweißnaht im weiteren Produktionsverlauf zu gedeckelt wird. Ist diese Naht dann auch noch eine wichtige oder gar kritische Schweißnaht, wird es besonders spannend. Es stellt sich die Frage, ob diese Schweißnaht dann noch fachgerecht prüfbar ist? Eine verbleibende Kontrollmöglichkeit wäre die Endoskopierung. Eine Endoskopierung kann jedoch nicht alle Fragen beantworten. Hilfreich sind deshalb sogenannte Haltepunkte (HP). Die Prüfung der Schweißnaht erfolgt, bevor diese zu gedeckelt wird. Nach anschließender Freigabe kann mit der Fertigung/Produktion fortgefahren werden. Ein Sichtprüfungsprotkoll sollte bei so etwas obligatorisch sein.

Was bedeuten die Bewertungsgruppen?

Die Bewertungsgruppen geben an, wie „scharf“ die Naht geprüft wird. Angefangen bei der Bewertungsgruppe D, die das niedrigste Niveau darstellt, über die C hinauf zur Bewertungsgruppe B, welche die höchsten Anforderungen an eine Schweißnaht stellt. Für dynamisch beanspruchte Bauteile (Schwingfestigkeit) kommen die Bewertungsgruppen C 63, B 90 und B 125 zur Anwendung. Auch kann jede einzelne Naht eine individuelle Bewertungsgruppe erhalten – je nach Belastungsfall. Dies entscheidet der Konstrukteur zusammen mit dem Schweißfachingenieur und trägt dies fachgerecht in die Zeichnung ein.

Mein Unternehmen arbeitet im ungeregelten Bereich. Ist die Angabe einer Bewertungsgruppe sinnvoll?

Es ist immer gut, gewisse Kriterien klar zu definieren. Besonders bei der Kommunikation mit Ihren Kunden bieten Sie so eine praktikable Grundlage. Sobald es um die Qualität geht, definiert jeder diese anders. Eine vorherige Definition hilft enorm und setzt Richtwerte von Anfang an klar fest.

Wo kann ein Sichtprüfer eingesetzt werden?

Viele denken, dass der Sichtprüfer nur im beauftragenden Unternehmen aktiv ist. Dem ist nicht immer so. Im Laufe meiner Laufbahn habe ich viele Lieferanten auditiert und auch vor Ort im Auftrag des Kunden Sichtprüfungen durchgeführt. Sei es die vorgezogene Wareneingangskontrolle beim Lieferanten oder die Nahtvorbereitung um ggf. schon – im Interesse des Auftraggebers/Kunden –zur Vermeidung von Schäden vorher eingreifen zu können.

Was kann alles bei einer Sichtprüfung kontrolliert werden?

Da gibt es viele Dinge. Hier eine Auflistung der gängigsten Unregelmäßigkeiten:

  • Kantenversatz
  • Bindefehler
  • Schweißnähte vorhanden und in vollständiger Länge
  • Spaltmaße
  • Kehlnahtdicke
  • Einbrandkerben
  • Schweißspritzer
  • Wurzel
  • Poren
  • Risse
  • Anlauffarben

Schweißfachingenieur und Sichtprüfer: Geht das?

Selbstverständlich! Denn dadurch erhalten Sie nicht nur die Beurteilung der Schweißnaht, sondern auch gleich eine Lösung bei gefundenen Problemen. Der Sichtprüfer stellt eine Pore fest. Der Schweißfachingenieur klärt die Ursachen und hilft bei der Beseitigung. Ich biete Ihnen beide Leistungen direkt vor Ort in der Werkstatt. Im Anschluss kann dann noch die WPS/WPQR angepasst oder der Schweißer trainiert werden.

Schweißnahtzeichnung
Das Aushängeschild eines jeden Schweiß(fach)betriebes!?

Verwendete Abkürzungen im Bereich der Zerstörungsfreien Prüfung/Schweißnahtprüfung

AbkürzungBedeutung
VTVisual Testing: Sichtprüfung
BGBewertungsgruppe
LOFLack of fusion: Bindefehler
APArbeitsprobe
WPQRWelding Performance Qualification Record: Schweißverfahrensprüfung
WPSWelding Procedure Specification: Schweißanweisung
MakroMakroschliff einer Schweißnaht
MikroMikroschliff einer Schweißnaht
ZfPZerstörungsfreie Prüfung
HPHaltepunkt